WANDELHALLE
Die Wandelhalle hat drei Bereiche: Studieren, Speisen und Diskutieren. Auf der Westseite ist die Bibliothek, auf der Ostseite das Casino, und in der Mitte geht der Weg zum Plenarsaal. Hier in der Parlamentslobby treffen sich die Abgeordneten während der Sitzung, um mit Bürgern, Parlamentariern und Interessensvertretern zu diskutieren.
KAISERREICH | WEIMARER REPUBLIK
Im Kaiserreich und in der Weimarer Republik präsentierte sich die Wandelhalle im Wilhelminischen Stil.
In warmen Farben und mit vielen Malereien und Stuckornamenten geschmückt, wurde der Raum von einem Tonnendach überdacht. Die Wände waren mit passenden Wandbildern und Relief-Feldern verziert. Der purpurrote Teppich harmonierte mit den gelben Stuckmarmorsäulen und den schwarzen Marmorsockeln.
NS-ZEIT
Als man das Haus in der NS-Zeit zum „Haus der Flieger“ umgestaltete, wurde auch die Parlamentslobby umfassend verändert und der strengen Formensprache des Dritten Reichs angepasst. Um im dritten Geschoss einen weiteren Saal zu erhalten, ließ der Architekt Ernst Sagebiel eine Kassettendecke einziehen. Die geschmückten Wände wurden verputzt und die Wandbögen mit Beton verkleidet.
Wandelhalle des Preußischen Landtags um 1900 | Foto: Landesarchiv Berlin



DDR-ZEIT
Der Trend zur Vereinfachung setzte sich in den 50er Jahren verstärkt fort. Die Kassettendecke wurde grundlegend umgestaltet: Helle Balken, dicht an dicht quergelagert, hoben sich scharf von der braunen Decke ab.
Die Türen zum Plenarsaal wurden zugemauert, die Wände und Pfeiler glatt verputzt und der Boden mit grauen Kunststolplatten verlegt. Als Sitzungssaal ungeeignet, wurde die Wandelhalle in den folgenden Jahren als Sonderverkaufsstelle für Jeansbekleidung und für die damals ansässige HO-Betriebsverkaufsstelle sowie als Frauengymnastikraum genutzt.
SEIT 1990
Anfang der 90er Jahre wurden die Spuren der Vergangenheit freigelegt. Man entdeckte an den Stirnseiten Reste der Originaldecke von 1899 und rekonstruierte sie exemplarisch an der West- und Ostseite der Wandelhalle.
Heute sind diese Teile der Originaldecke durch eine Öffnung der Zwischendecke an den Enden des Raumes zu sehen. Auch die im Jahr 1956 von Sagebiel vorgenommenen Veränderungen prägen die Lobby ebenso wie die Arbeiten aus der Zeit der DDR. Als Zeichen der Gegenwärt kann man an der Decke der Lobby die Lichtplastik des Künstlers Jacob Matiner bewundern. So verelnigt die Wandelhalle alle historischen Spochen des Hauses in einem Raum und dient als besonders gutes Beispiel für ein architektonisches „Geschichtslesebuch Preußischer Landtag.
Wandelhalle heute | Foto: Landesarchiv Berlin/ Thomas Platow